Ein Seelsorgeraum ist ein Gebiet, in dem mehrere Pfarrgemeinden verbindlich zusammengefasst sind, ihre gewachsene Identität und Struktur bewahren und weiterentwickeln, miteinander in Kontakt stehen, die pastorale Arbeit koordinieren und in vereinbarten Bereichen punktuell oder dauerhaft zusammenarbeiten. In unserem Dekanat wurden in den vergangenen Jahren schrittweise vier Seelsorgeräume eingerichtet (siehe Grafik). Der Seelsorgeraum Inneres Pitztal mit den Pfarren Jerzens, Zaunhof, St. Leonhard und Plangeroß ist mit ungefähr 2300 Katholiken der kleinste. Diese vier Pfarren gehören zu zwei politischen Gemeinden (Jerzens und St. Leonhard), in denen es mehrere Filialkirchen und Kapellen und ein sehr buntes und vielfältiges religiöses Brauchtum gibt. Bei der Errichtung eines Seelsorgeraumes ist ein Gedanke ganz wichtig: Die Pfarrgemeinden sollen in der ursprünglichen Form erhalten bleiben!

seelsorgeraeumeGewachsene Identität und bewährte Strukturen bleiben bestehen und werden weiterentwickelt. Pfarrgemeinde bedeutet für viele Menschen Beheimatung im Glauben in einer relativ überschaubaren Gemeinschaft. Sie gibt der Kirche ein konkretes Gesicht durch gläubige Menschen, vertraute Kirchenräume durch Verlässlichkeit im seelsorglichen Angebot. Für die Pfarrgemeinde im Seelsorgeraum wird es immer wichtiger, dass sie von der Mitarbeit aller Gläubigen lebt. Alle, denen Kirche und Glaube am Herzen liegen, sind zum Mitgestalten, Mittragen und Mitverantworten von Leben in Gemeinschaft aufgerufen. Jede und jeder ist gefragt und wird gebraucht, damit Gott sich unter den Menschen wiederfindet.

Im Seelsorgeraum geht es aber auch um den Blick auf die Nachbarpfarren: Was können wir gemeinsam tun, wo können wir die Erfahrungen unserer Nachbarpfarre auch für uns nutzen, wie können wir uns gegenseitig unterstützen, helfen und gemeinsam Kirche erleben? – Diese Fragen werden in der Planungsgruppe des Seelsorgeraums behandelt und es gibt bereits gemeinsame Aktivitäten. Dabei hat manches auch schon eine längere gemeinsame Geschichte, z.B. die Wallfahrten zum Bichele, die regionalen Bittgänge und gemeinsame Schulungen und Ausflüge.

Ein erster Versuch zur Zusammenarbeit aller vier Pfarren war der gemeinsam verfasste Pfarrbrief, der zukünftig in Form einer Internetseite fortgeführt wird. Ein besonderes Anliegen ist es, den Blick über den eigenen Kirchturm hinaus zu richten und über alle Pfarreien zu berichten.

Was ist ein Seelsorgeraum? Eine große Herausforderung für alle Seelsorgeräume besteht sicher darin, dass Pfarrgemeinden die Priester und Hauptamtliche miteinander „teilen“ müssen. Der Gedanke „Ein Priester – eine Pfarrgemeinde“ ist eine Wunschvorstellung, die schon seit einiger Zeit nicht mehr erfüllt werden kann. Ein Priester kann sich und seine Arbeitszeit nicht vervielfachen, deshalb ist es notwendig, dass sich das Berufsbild von Priestern und Pastoralassistenten ändert und neue Formen der Zusammenarbeit entstehen.

Der Weg in den Seelsorgeraum ist für uns alle eine Einladung zur Glaubensvertiefung und Gemeindeerneuerung, damit die christlichen Gemeinden an den verschiedenen Orten noch mehr Kirche im Sinne Jesu Christi werden. Bewährte Bausteine dafür sind beispielsweise Pastoralseminare und Glaubenskurse, die in der gesamten Diözese wieder verstärkt angeboten werden. Gut angenommen werden die „Exerzitien im Alltag“, die in unseren Pfarren schon seit Jahren ein bewährtes Element zur Vertiefung des christlichen Glaubens sind. Mit der Errichtung des Seelsorgeraums sind wir alle eingeladen, unsere Fähigkeiten und Talente in eine lebendige und vielfältige Kirche einzubringen, denn „Kirche sind wir alle“ und wie Kirche erlebt wird, liegt nicht zuletzt an jeder und jedem Einzelnen von uns.